Machen wir uns nichts vor.
Wir sitzen alle im selben Boot.
Nur mit diesem Boot, damit stimmt etwas nicht <- click me.
Unsere Gesellschaften sind heutzutage darauf ausgelegt zu Beschleunigen und exponentiell zu Wachsen.
Um einfach nur auf der Stelle zu bleiben, sind wir auf immer größere Innovationsleistungen angewiesen.
Immer besser schneller, schlauer, effizienter, länger, größer, höher, weiter, mehr, Chips, Autos, Smartphones, Algorithmen, Kommunikation, Daten, Dinge, Verschmutzung, Müll und Katastrophen
In der Wissenschaft geht es nicht um die Weitergabe von Wissen, sondern darum in einem gnadenlosen Buhlen um Forschungsgelder das Wissen zu vermehren. Es gibt keine Wissenschaft, wenn sie nicht verspricht immer weiter ins All, tiefer in die Organe und genauer auf die Atome zu blicken.
Und selbst in der Demokratie kommt derjenige an die Macht, der in dem Wettbewerb der Steigerungsversprechen gewinnt. Indem er mit mehr Jobs, mehr Einkommen und weniger Kriminalität lockt.
Das System in dem wir leben kann sich nur durch Steigerungen erhalten und diese Steigerungen wird selber durch Ressourcen sichergestellt.
Uns wird das gute Leben beteuert, wenn wir diese nötigen Ressourcen ranschaffen. Dazu gehört Geld, aber auch Gesundheit, Bildung und Anerkennung. Denn es werden immer mehr Ressourcen gebraucht, um diese ewige Dynamisierung zu stützen.
Wir versuchen mit diesen Ressourcen unsere Welt immer verfügbarer zu machen.
Geld ist dafür natürlich das Zaubermittel.
Die planetare Arbeitsmaschine, die immer schneller und immer weiter alle Lebensbereiche steigern und verfügbar machen will, funktioniert nicht.
Es gibt Dinge, die lassen sich weder verfügbar machen, noch kann man sie steigern.
Die Natur ist offensichtlich zu “langsam”.
Wenn wir mal darüber nachdenken, dann geht es in der Demokratie nicht wirklich ums Abstimmen. Es geht darum, dass jeder Einzelne eine Stimme hat. Und diese Stimme will hörbar gemacht werden. Es geht darum, den Anderen zu hören und in einen Dialog zu treten.
Doch das ist ein zeitaufwändiger Prozess. Und Zeit ist Geld.
Man kann auch nicht noch krasser meditieren, oder richtig hart versuchen einzuschlafen.
Der Versuch die Welt immer schneller verfügbarer zu machen hat eine bittere Kehrseite.
Die Natur wird eben nicht angeeignet, sondern zerstört.
Die Zunahme an Kommunikation führt nicht zu mehr Verständnis, sondern zu Lärm.
Die Welt wird entzaubert.
Sie wird kalt, star, abweisend, leer und schweigt.
Unsere ewige Jagd danach immer schneller immer mehr zu haben, unsere Reichweite zu maximieren, unsere Mitmenschen und die ganze Welt ständig beherrschen und verfügen zu wollen führt dazu, dass wir langsam eine Grundangst bekommen.
Eine grauenhafte Furcht davor, dass wir einfach nur isolierte Atome sind.
Einsam, unverbunden und abgesondert von der Welt.
Die lebendige Beziehung zu ihr verloren.
Aber es muss doch möglich sein, anders in der Welt zu existieren und mit den Menschen und den Dingen in Kontakt zu treten. In denen sie nicht bloße Mittel zum Zweck sind unsere Reichweite zu vergrößern und unsere Ressourcen zu vermehren.
Und wir alle hatten doch diese Momente.
Oder zumindest hoffen wir ganz tief innen drinnen diese Momente irgendwann zu haben…
Der Himmel ist blau, es ist Sommer.
Wir haben uns in die Welt verschossen und die Welt sich in uns, sind an einem lebendigen Ort, der uns wohlgesonnen ist, voller Möglichkeiten und Hoffnungen. Das Gute und das Schöne des Daseins hüllen uns mit ihrer Freundlichkeit ein. Der Himmel hängt voller Geigen, das ganze Universum schaut zu uns herunter und streckt beide Daumen aus.
Hakuna Matata
In diesen Momenten sind unsere Mitmenschen nicht mehr bloße Gestalten. Wir könnten uns in so einem Augenblick niemals an einer Kloschlange vorbeidrängeln. Die Anderen erscheinen uns nicht mehr als Objekte, die es als Widerstand zu überwinden gilt. Sie sind keine reinen Mittel zum Zweck unsere Bedürfnisse zu befriedigen.
In diesen Momenten haben wir eine andere Existenzform.
Diese andere Existenzform ist Resonanz.
Resonanz ist ein Verhältnis zu Welt und zu den Menschen, was nicht auf Steigerung, nicht auf Reichweitenvergrößerung gerichtet ist, sondern auf eine andere Art mit ihnen in eine Beziehung zu treten.
Aber was genau ist bedeutet das?
Fangen wir mit einem Beispiel aus dem Physikunterricht an 🙂
Wenn man zwei Metronome, die mit leicht unterschiedlichen Tempi laufen, auf einer schwingungsunfähigen Steinplatte nebeneinander stellt, dann schlagen sie in unabhängigen Takten.
Wenn man die beiden Metronome jedoch auf eine elastische, schwingungsfähige Unterlage stellt (beispielsweise auf ein dünnes Holzbrett) und dieses Brett auf zwei leeren, parallel ausgerichtete Coladosen liegt, dann entsteht für die beiden Metronome ein Resonanzraum: Brett und Dosen beginnen sich leicht zu bewegen, und in kurzer Zeit pendeln sich die beiden so aufeinander ein, dass sie im perfekten Gleichklang miteinander schwingen.
Die grundlegende Idee ist, dass sich zwei Dinge in einem schwingungsfähigen Medium (oder Resonanzraum) wechselseitig so berühren, dass sie aufeinander antworten, aber trotzdem mit einer eigenen Stimme sprechen.
Und diesen Gedanken kann man auch auf Menschen übertragen.
Resonanzerfahrungen zeichnet es aus, dass Menschen einerseits von den Dingen, die ihnen begegnen, berührt und manchmal auch erschüttert werden, sie aber andererseits eigenständig diesen entgegenkommen und reagieren.
Wir können solche Resonanzerfahrungen jedoch nicht systematisch und mit absoluter Sicherheit herstellen. Die Katze, die wir streicheln, kann auch mal nicht schnurren.
Resonanz ist nicht steigerbar und auch nicht kumulierbar.
Sie ist absolut unverfügbar.
Wenn wir wirklich in Resonanz treten mit einem Menschen, einer Sache, einer Arbeit, oder was auch immer dann haben wir keine Ahnung was dabei rauskommt.
Wir lassen uns dann auf etwas ein, was uns vielleicht sogar grundlegend verändert.
Und jeder Versuch das zu erzwingen führt dann eher dazu dass es eben nicht passiert.
Genau das bedeutet es auch eine sinnvolle Aufgabe zu haben. Etwas sinnvolles zu machen heißt ja buchstäblich, die Welt zu bewegen und umgekehrt von ihr bewegt zu werden.
Resonanz scheint auch die grundlegende Idee von Spiritualität zu sein. Die Frage hinter jeder spirituellen Lehre ist doch eigentlich, ob die Welt ein organischer, lebendiger Ort ist.
Ist da eine Antwortbeziehung an der Wurzel unseres Daseins oder leben wir in einem toten, schweigenden Universum?
Und auch Musik ist so wichtig weil sie uns versichert, dass an dem Grund unserer Existenz so etwas wie Resonanz liegt.
Das ist jedoch oft dahinter verborgen, dass die Menschen denken es ginge in erster Linie darum das Geld gleichmäßiger zu verteilen, die Familie und Vaterland zu schützen, oder die Umwelt zu retten. Aber eigentlich sitzen wir alle im selben Boot und es geht uns allen fundamental darum ein resonantes Verhältnis der Menschen zueinander und mit der Welt herzustellen.
Die Frage nach Resonanz ist vielleicht sogar die wichtigste und fundamentalste Frage und es ist möglich, dass die meisten politischen Bewegungen und Ideen im Grunde genommen nichts anderes wollen.
Was wir brauchen ist deswegen eine Resonanzrevolution, die zum Kern der Sache kommt.
Resonanz ist jedoch nur möglich unter bestimmten Bedingungen.
Eine ganz wichtige Bedingung ist, dass wir uns auf diese Prozesse einlassen.
Man kann sich jedoch nicht auf Resonanzerfahrungen einlassen, wenn man nicht bereit ist sich so stark berühren zu lassen, dass man eigentlich nicht weiß was im Endeffekt dabei herauskommt.
Und das birgt selber die Gefahr verletzt zu werden, weswegen wir einen geschützten Raum brauchen, der dieses Verletzungsrisiko kalkulierbar macht.
Die Aufgabe unseres Vereins ist entsprechende Kommunikations und Umgangsformen zu erforschen und zu kultivieren um Resonanzräume zu schaffen, in denen dieses Risiko abschätzbar ist.
Doch dafür brauchen wir einen Ort auch einen ganz konkreten Resonanzraum.
Deswegen haben wir vor ein Boot zu bauen. Dieses ist dabei sowohl als geschützter Resonanzraum, Experimentier- und Projektfläche als auch Vehikel gedacht den Gedanken der Resonanz in einem größeren Rahmen in die Welt zu tragen.
Mit dem Verein möchten wir gemeinsam den Versuch starten eine Antwort auf Frage danach zu finden, wie denn eine bessere Welt möglich ist, die ihren zentralen Maßstab eben nicht mehr im Beherrschen und Verfügen hat, sondern im Zuhören und Antworten.